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"Die Federkette" von Hannele Huovi (Johanna)

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐

Kurzmeinung: Eine fantastische Freundschaftsgeschichte mit einem wundervollen poetischem Schreibstil

 

Gefangen im Reich der Vögel

Eleisa war schon immer fasziniert von Vögeln aller Art und durch ihre besondere Gabe kann sie die Tiere sogar verstehen. Sie liebt es, wenn sie auf ihren Armen landen und ihr vertrauen. Eines Tages beobachtet sie einen anmutigen jungen Falken, der in ihre Nähe geflogen kommt. Völlig verzaubert will Eleisa ihn berühren... und macht damit einen gewaltigen Fehler. Denn der Falke fühlt sich angegriffen und verletzt ihr mit dem Schnabel die Augen. Damit nimmt er ihr das Augenlicht und sie müssen gemeinsam vor das Gericht der Vögel treten. Beide haben sich nicht richtig verhalten und werden mit einer Federkette bestraft, die sie fest zusammenhält. Eleisa muss nun in dem fremden Land auskommen, ohne etwas zu sehen, und der Falke ist zu seiner Begleiterin an den Boden gefesselt. Nichts wollen sie mehr, als die Kette wieder loszuwerden und müssen dafür eine weite Reise auf sich nehmen...

 

Von der ersten Seite an hat mich dieses Buch gefangen, als wäre ich selber mit einer Kette aus Federn daran gebunden worden. Das lag wohl an dem besonderen, einzigartigen Schreibstil. Die poetischen Worte der Autorin enthalten so viel Weisheit und Intelligenz und jedes Wort sitzt genau richtig an seinem Platz. Man könnte jeden zweiten Satz zitieren! (Das habe ich auch getan, wie ihr unter "Zitate" sicherlich gemerkt habt...).

Die Protagonistin Eleisa muss ohne ihre Sehkraft in der fremden Umgebung auskommen. Dementsprechend wenig wurde das Aussehen des Reichs der Vögel beschrieben, aber das Unglaubliche ist: Ich konnte mir trotzdem alles bildlich vorstellen. Denn Eleisas weitere Sinne sind so stärker ausgeprägt und allein durch Tasten und Hören gewinnt sie einen besonderen Eindruck ihrer Umgebung. Es ist auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis, aus Sicht einer Blinden zu lesen!

Eine weitere wichtige Person neben Eleisa und ihrem stolzen Falken ist Doppelgesicht, die dem Mädchen auf ihrem Weg hilft und sie unterstützt. Einige Kapitel sind auch aus Sicht der Schauspielerin geschrieben. Neben dem Reich der Vögel gibt es das Land der Schatten, in dem die Menschen leben. Sie sind unterteilt in Schatten und Schattenlose, also existiert entweder nur ihr Körper selber, ohne Schatten, oder nur der Schatten. Doppelgesicht beobachtet die Menschen und kämpft gegen den Herrn der Schatten, indem sie die Menschen wieder mit ihren Schatten versucht zu vereinen.

Der Handlung zu folgen, ist also angesichts der beiden Welten anfangs etwas schwierig, aber nach einer Weile blickt man durch.

Bemerkenswert sind aber auch die Charaktere, denn sowohl Vögel als auch Menschen sind fantasievoll und einzigartig. Sie alle sind außerdem sehr klug, weil die Autorin ihnen sozusagen ihre eigenen poetischen, wunderbaren Worte in den Mund bzw. Schnabel legt :).

 

"Die Federkette" bekommt deshalb eine eideutige Leseempfehlung - das Buch müsst ihr gelesen haben! Zwar ist es in Deutschland nicht so weit verbreitet, aber es hat den finnischen Topelius-Preis erhalten. In Finnland gehört Hannele Huovi nämlich zu den bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Das Buch ist zwar ab 11 Jahren empfohlen, aber etwas ältere Mädchen und Jungen ab 12/13 Jahren werden wohl mehr von dem schönen Werk und dem Schreibstil haben. 

 

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