Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐
Kurzmeinung: Ein wunderbar ehrliches, einfühlsames Buch über psychische Erkrankungen
Was ist eigentlich "normal"?
Für Sara ist das Leben nicht einfach: Sie hat Diagnosen für mehrere psychische Störungen bekommen, muss Tabletten schlucken und bekommt doch immer wieder Panikattacken. Den ganzen Tag spielt sie ihre "Spiele", wie sie es nennt. "Fehlalarm" (dann bekommt sie kaum noch Luft und glaubt, sie würde sterben, aber das passiert dann doch nicht), das "Risikospiel" (häufig bei Menschenmassen) oder "Bleikugel" (alles fühlt sich schwer an und sie kann sich kaum noch bewegen). Nichts lieber möchte Sara, als normal zu sein, Freund*innen zu haben, einfach mal etwas unternehmen können. Und das Schlimmste: Sie mag sich selber nicht. Das blockiert ihr den Weg zu jeglicher Besserung... In der Gruppentherapie lernt sie Erin kennen und der Wunsch nach einer Freundin geht endlich in Erfüllung. Doch in den Familien der beiden Mädchen läuft nicht alles rund, Erin scheint sogar körperlich verletzt zu werden! Klar, dass Sara ihr helfen muss - aber wie soll das gehen in ihrer Lage?
Das Buch hat mich gleich damit überrascht, dass es sich gar nicht um "Verrücktsein" im Sinne von "durchgedreht, fröhlich" dreht, sondern tatsächlich um psychische Erkrankungen. Schon nach ein paar Seiten konnte ich es mir aber gar nicht mehr anders vorstellen, denn Wesley King schreibt so einfühlsam und persönlich über das Thema, dass mir der Atem wegblieb. Völlig "normal" und ehrlich schreibt er über Therapien, Rückschläge, das krampfhafte Gefühl, das alles loszuwerden. Den Wunsch, so zu sein wie die anderen.
Durch diese Offenheit bin ich tief in die Geschichte eingetaucht, habe gelacht, bin erstarrt vor Schreck und konnte das Buch abends nicht mehr weglegen.
Geschrieben wird aus der Ich-Perspektive, was unglaublich wichtig und gelungen ist, da die Leser*innen Saras Gedanken wunderbar folgen und alles mit ihr erleben können. Sara handelt häufig etwas impulsiv und unbedacht, doch auch in diesen Situationen konnte ich sie vollkommen verstehen. Denn ihr riesiger Wunsch, nicht mehr die Psycho-Sara zu sein, über die alle tuscheln, ließ sie manchmal Dinge tun, die sie später bereute.
Die Charaktere sind allesamt so wahnsinnig liebenswürdig und einzigartig! Ihre kleinen Macken machen sie noch besonderer und sympathischer. Sara tritt immer mehr aus sich heraus und zeigt ihre Kraft und ihr Mitgefühl, was ein schöner Entwicklungsschritt ist.
Der Schreibstil ist natürlich auch super angenehm zu lesen. Ich werde bestimmt noch "Daniel ist different" vom Autor lesen, da beide Geschichten zusammenhängen.
Insgesamt eine klare Leseempfehlung von mir, denn dieses Buch spricht so normal von einem wichtigen Thema!
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Johanna | Civetta (Donnerstag, 11 März 2021 14:59)
Oh, Gott ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, mit dem Buch anzufangen ���
Aber super, dass es dir so gut gefallen hat!
Alaska / Wild & Wunderbar! (Donnerstag, 11 März 2021 16:50)
Tolle Rezension!
Johanna | CoLibri (Donnerstag, 11 März 2021 17:49)
Liebe Johanna,
das macht ja nichts, du hast Zeit ;-) Ich bin gespannt, wie es dir gefällt! (Und ob du Gefallen am Magellan-Verlag findest... ;-))
Und danke dir, Alaska! :-)
Liebe Grüße!