Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Kurzmeinung: Ein lesenswertes Debüt mit kleinen Schwachstellen
Eine sehr aktuelle Dystopie
Nach einer schweren Krankheit leben nicht mehr viele Menschen auf der Erde. Es geht einzig ums Überleben, wozu jede*r sich eigene Methoden angeeignet hat. Smilla und ihre kleine Schwester Jera haben Unterschlupf bei einer anderen Familie in einem Bunker gefunden. Nicht ideal, aber eine erträgliche Zwischenlösung. In ihrer Gruppe versuchen sie, möglichst ohne Gewalt durchzukommen. Nicht weit von ihnen entfernt lebt eine Gruppe jungen Männer, die "Verlorenen Jungs". Ihre Taktik ist, skrupellos auszurauben und zu töten, wodurch andere sie fürchten. Bald trifft Smilla ihren früheren Nachbarn und Nachhilfeschüler Falk. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, doch er scheint auch irgendetwas zu verbergen...
Gleich zu Beginn muss ich sagen, dass Jana Taysen eine wirklich talentierte Schreiberin ist, die sicher noch viel Tolles hervorbringen wird! Sie findet immer die richtigen Worte für das Geschehen und benutzt auch Begriffe, die nicht dem Standard entsprechen. Dazu schafft sie ein einzigartiges Setting, das ich unglaublich bildlich vor Augen hatte. Ich hätte eine Karte von der Umgebung zeichnen können! Ihr Schreibstil war ebenso flüssig wie angenehm zu lesen und ich habe das Buch nur so verschlungen.
Der Handlung konnte ich immer gut folgen und habe mich richtig mitreißen lassen von der ständig angespannten Atmosphäre (positiv gemeint!). Es ist zu spüren, wie gut die Autorin jeden Moment von vorne bis hinten durchdacht hat, da alles aufeinander aufbaut. Die Kapitel sind eher lang, was mich persönlich aber nicht gestört hat.
"Wir Verlorenen" hinterfragt so einiges, was für uns tagtäglich selbstverständlich ist - Instagram, Make-Up (für mich mehr oder weniger ;-)), heiße Badewannen, ... So handelt es ich zusätzlich um ein richtiges Nachdenkbuch das mir sicherlich noch länger im Gedächtnis bleiben wird.
Einzig die Charaktere konnten mich nicht richtig überzeugen. An vielen Stellen hätte ich gerne mehr über sie erfahren. Gerade, was das Alter betrifft, denn in diesem Punkt war ich anfangs völlig orientierungslos und habe es mir erst nach und nach errechnen können. Gerade Smilla war mir leider auch nicht wirklich sympathisch. Über ihr naives und teilweise widersprüchliches, impulsives Handeln habe ich das ein oder andere Mal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ständig bringt sie ihre Gruppe mitsamt ihrer kleinen Schwester in Gefahr, weil sie nur an sich selber denkt. Zudem verhält sie sich reichlich undankbar ihrer Gastfamilie gegenüber, irgendwann fällt ihr auf, dass sie sich noch nie für ihre Obhut bedankt hat...
Renée hat das Buch auch schon begeistert gelesen und rezensiert, hier ist ihre (sehr positive) Rezi :-).
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