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"Winterpony" von Iain Lawrence (Johanna)

Titel: Winterpony | Autor: Iain Lawrence | Übersetzerin: Alexandra Ernst | Verlag: Freies Geistesleben | Seiten: 320 | Erscheinungsdatum: 25.08.2020 | Altersempfehlung: ab 12 Jahren | Preis: 19€ | Buch kaufen

 

Ein großes Dankeschön an den Verlag Freies Geistesleben für das Rezensionsexemplar! 

 

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐

Kurzmeinung: Unendlich traurig, aber auch unendlich süß und zart erzählt.

 

Eines der berührendsten Bücher, die ich je gelesen habe

Ein kleines weißes Pony tobt fröhlich in den weiten Wäldern umher, als Menschen es fangen und zähmen. Es geht durch einige Hände, wird geschlagen und gequält, bis der Polarforscher Robert F. Scott es auserwählt, um gemeinsam mit 20 anderen weißen Ponys die weite Reise zum Südpol anzutreten. Scott hat sich vorgenommen, als erster Mensch den Pol zu erreichen. Dort bekommt es auch einen Namen: James Pigg. Als das Team den Boden der Antarktis betritt, wird das Pony Teil eines spektakulären Wettrennens, das in die Geschichte eingehen wird. Denn Roald Amundsen hat ebenfalls überraschend angekündigt, als Erster den Südpol erreichen zu wollen. Doch nur eine Mannschaft kann den Sieg davontragen und in der weiten Eislandschaft wird es ein Kampf um Leben und Tod - für Mensch und Tier.

Zuallererst: Die Perspektive war einfach der Wahnsinn. Das lest ihr bestimmt in fast allen Rezensionen zu diesem Buch, aber es ist einfach so ;-) Die ganze Expedition wird aus der Sicht des weißen Winterponys erzählt, was unglaublich rührend und zuckersüß ist. All die Strapazen der Reise, die schönen Momente, die traurigen - wir erfahren, wie das Pony darüber denkt und vor allem, zu was ein Pferd eigentlich fähig ist. Dass Tiere zum Beispiel Gefühle riechen können hatte ich jetzt nicht nur gehört, sondern beim Lesen selber miterlebt, da Jimmy Pigg quasi direkt in die Männer hineinschauen kann und weiß, was in ihnen vorgeht. 

Unter Jimmys Beschreibungen haben mir die Szenen am besten gefallen, in denen sich die tapferen Männer (das sage ich jetzt nicht, weil Männer automatisch tapfer sind, sondern weil es hier einfach definitiv der Fall ist) so herzergreifend um ihre zugeteilten Ponys kümmern, sich für sie in Gefahr begeben, für sie leiden, einfach alles für sie tun. Jedes einzelne Pony ist wichtig für die Expedition. Dieses starke Band der Liebe war die ganze Zeit über zum Greifen nah. Besonders kam das natürlich zwischen unserem Winterpony und seinem Führer Patrick zur Geltung. Über die Zeit hinweg sind die beiden so verbunden, wie es sich andere Pferdemenschen nur erträumen könnten.

Gleichzeitig war es umso grausamer, als die Mannschaft einzelne verloren hat, da ich sie alle so sehr ins Herz geschlossen und liebgewonnen habe. Mehrmals hatte ich Tränen in den Augen, was bei mir wirklich etwas heißen soll, oder bin in ein tiefes schwarzes Loch aus Traurigkeit gerutscht wie in einen Strudel. So traurig, dass ich noch nicht einmal weinen konnte. 

Schade war, dass sich die Handlung in der Mitte des Buches so gezogen hat. Sie startete abwechslungsreich und endete wahnsinnig fesselnd, sodass ich immer dachte: Nur noch dieses Kapitel. (Natürlich wurden es noch ein paar mehr, und schließlich war das Buch vorbei...) Zwischendurch war das ganz und gar nicht so, die Geschichte verlief so langsam, dass ich immer wieder woanders hingestarrt habe und das erst nach einer Weile bemerkte. Das lag vor allem daran, dass Jimmys Kapitel zum Großteil aus marschieren, fressen und weiterstapfen bestanden. Mir ist natürlich klar, dass das einfach der Inhalt einer Südpolexpedition ist, deshalb wäre wahrscheinlich einfach kürzen der entscheidende Tipp gewesen. Immerhin haben sich die Kapitel aus Sicht des Ponys mit informativen Texten zur Reise abgewechselt, was ein wenig Varianz mit sich brachte. Ich glaube allerdings, dass ich, wenn ich das Buch irgendwann ein zweites Mal lese, flüssiger durchkommen würde. Denn erst jetzt habe ich meine Zeit mit dem wundervollen Jimmy Pigg zu schätzen gelernt und würde sie das ganze Buch über genießen.

 

Glaubt mir, es tut mir so unglaublich weh, diesem Buch keine fünf Sterne geben zu können. Doch zwischendurch bin ich leider ziemlich hängengeblieben, weshalb ich "Winterpony" im Vergleich mit anderen Büchern doch mit vier Sternen bewerten muss. Das hält mich natürlich trotzdem nicht davon ab, euch das Buch wärmstens zu empfehlen, wenn ihr ein besonders Leseerlebnis haben wollt. Das Pony und seine Geschichte haben mich fassungslos, geschockt und unfassbar traurig zurückgelassen. Zum Schluss ist mir noch wichtig zu sagen: Ich werde dich nie vergessen, James Pigg. Du bist ein guter Junge.

 

Und während ich das schrieb, kamen mir schon wieder die Tränen.

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