"Marilu" von Tania Witte (Johanna & Renée)

Ein großes Dankeschön an Tania Witte und den Arena-Verlag für das Rezensionsexemplar! 

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐

Eine Hymne an das Leben und die Freundschaft! 

Elli und Marilu haben sich in der psychiatrischen Klinik "Sonnenblick" kennengelernt, wo sie beide aus verschiedenen Gründen waren. Elli kämpfte gegen das "Eis", das sie immer wieder heimsuchte, und Marilu... ja, Marilu versuchte man zu bändigen, denn durch ihre Bipolarität ging es in ihr hoch und runter, von neonorange zu tiefschwarz. Marilu ist ein Mädchen, dass Briefumschläge von innen beschriftet, die Wand unter der Tapete mit ihrer Schnörkelschrift füllt und das Leben immer wieder herausfordert. Zwei Jahre, nachdem die gemeinsame Zeit der beiden vorbei war, nachdem Elli Marilu ihre Sonnenuhr geschenkt hat und Marilu schwor, die Kette nur zurückzugeben, sollte das Leben den Kampf gegen sie gewinnen, liegt ein Brief in Ellis Briefkasten. Von Marilu. Mit der Aufforderung, sie zu suchen, nein, zu finden und dabei zu erleben, was Marilu jeden Tag fühlt. Also begeben sich Elli und Marilus Bruder Tom auf eine atemberaubende Reise im Wettlauf gegen die Zeit. Tick, tack, tick, tack, ...

Johanna: Tania Witte ist mit "Marilu" ein wahres Meisterwerk gelungen, das Freude, Traurigkeit, Angst und Wahnsinn vereint. Es schildert uns das Leben mit psychischen Erkrankungen so authentisch und mitreißend, dass ich immer noch ständig Marilus Stimme leise flüstern höre, sie tanzen sehe wie in ihrer vollen Pracht, ihre tiefblauen Augen vor mir sehe. Ihre Predigt über den Sinn des Lebens lässt mich nicht mehr los, es handelt sich um ein echtes Eintauchbuch. 

Renée: Der Schreibstil war von der ersten Seite an etwas ganz besonderes. Zum Beispiel werden Gegenstände oder Räume nicht oberflächlich beschrieben; man erfährt so viel mehr in einem einzigen Satz. Interessant ist auch, wie vieles zwischen den Zeilen steht. Manche Sätze habe ich zweimal gelesen und ihn danach nochmal mit ganz neuen Augen gesehen. Der Schreibstil verleiht dem Buch etwas mystisches und das finde ich passt in meinen Augen einfach perfekt zum Buch und seiner "Art".

Johanna: Der Schreibstil war kurz gesagt einfach der Hammer. Jedes Wort war an seinem Platz, die Autorin zögerte nicht, Wörter zu erfinden, wenn es nötig war. Mein liebstes Beispiel ist wohl die "Artenschutzwolke": Weiter oben auf der Seite spricht Elli von einer perfekten Wolke am Himmel, die unter Artenschutz gestellt werden müsste, und später nennt sie diese Wolke eben "Artenschutzwolke". Das ist es wohl, was die doch oft sehr düstere Stimmung immer wieder lockert und nicht in zu tiefe Finsternis fallen lässt. Ich könnte mir für ein Buch wie dieses keine bessere Autorin als Tania Witte mit ihrem außergewöhnlichen, humorvollen Schreibstil vorstellen!

Renée: Die Charaktere haben mir besonders gefallen. Sie sind aller sehr ausgereift und jeder Charakter ist vielfältig und nicht nur auf eine Eigenschaft beschränkt. Vor allem hat mich Marilu fasziniert. Ich glaube, dass sie der komplexeste Charakter ist, den ich in einem Buch je erlebt habe. Marilu ist so unberechenbar und doch kann man sich genau vorstellen was unter "Marilu halt" oder "Marilu-ig" gemeint ist. Es hat sich so angefühlt als könnte sie jeden Augenblick aus dem Buch springen, lebendig vor einem stehen und ihre Gefühle, Energie oder auch nicht Energie an die ganze Welt versprühen. Besonders toll finde ich auch, wie ihre Krankheit dargestellt wurde. Marilu war in diesem Buch nicht ihre Krankheit. Sie war ein Mensch, der eine Krankheit hatte, die sie zu dem Mensch gemacht hat, der sie war. 

Johanna:  Schon von der ersten Seite an ließen sich allen Charaktere treffende Eigenschaften zuordnen, so gut werden diese beschrieben. Sie alle... leben einfach und sind dabei so sympathisch und wunderbar, dass man nicht anders kann, als mit ihnen zu fühlen. 

Renée: Zwischenzeitlich war ich leider nicht ganz so gut im Buch drin, doch dafür bin ich an anderen Stellen durchs Buch geflogen so sehr hat es mich gefesselt. 

Ich kann dieses Buch jedem (ab 14) empfehlen, denn es ist ganz sicher kein Problembuch, denn ich habe auch viel gelacht, gegrinst und das Ende war atemberaubend!

Johanna: Ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen, aus Seiten wurden Kapitel und aus Kapiteln schließlich leider das ganze Buch... Ich war richtig traurig, als es vorbei war, und ein besseres Zeichen für ein Buch gibt es wohl nicht.

Hoffentlich stellt diese Rezension das Buch als so sagenhaft und fantastisch dar, wie ich es empfinde, denn wirklich: Wenn ihr "Marilu" verschmäht, habt ihr echt was verpasst. Am liebsten würde ich jedem/-r von euch einzeln dieses Buch in die Hand drücken, es ist einfach unfassbar lesenswert!

Auf dem letzten Bild ist Johanna dann ausgerutscht.... xD