"Die Liebesbriefe von Abelard und Lily" von Laura Creedle (Johanna)

Bewertung: ⭐⭐⭐

Eine andere, aber nicht weniger schöne Beziehung

In Lilys Leben zerbricht wortwörtlich einiges, als sie beschließt, ihre ADHS-Medikamente abzusetzen. Gläser, Vertrauen, Liebe - und eine Tür, die ihr Nachsitzen mit Abelard einbringt. Abelard leidet an Asperger und hat Angst vor Berührungen fremder Menschen, dennoch fühlen sich die beiden zueinander hingezogen. Auf ihr Kennenlernen folgen poetische SMS-Konversationen, erste Treffen und einige Hochs und Tiefs.

Laura Creedle ist selbst Legasthenikerin und ADHS-Patientin, was nicht nur beeindruckend ist, sondern sich auch in der Authentizität des Buches zeigt. Sie gibt uns ungeschönte Einblicke in das Leben mit der Krankheit, wie sie Betroffene ins dunkle Nichts ziehen und auch das Leben feiern lassen kann, wie es andere nicht können. Lily war eine liebenswerte Figur, der man nur das Beste wünscht. In Kombination mit dem mystischen Abelard zuckersüß und spannend! Es ist herzerwärmend, die beiden zusammen zu sehen und wie sich ihre Hände einander zaghaft nähern. Dahinter kann mehr Liebe stecken als hinter wilden Küssen in anderen Büchern. Da wir aus der Sicht von Lily lesen, erleben wir all ihre verrückten, lustigen, poetischen Gedankengänge direkt mit und können so ein großes Verständnis für sie aufbringen.

Schade war, dass die Handlung nur vor sich hingeplätschert ist. Sie erzählt nach und nach eine Zeit aus Lilys Leben, Personen tauchen auf, gehen wieder, sie schreibt mit Abelard, hat eine neue Behandlungsmethode... So war es leider nicht spannend genug, um mich richtig zu fesseln und zu begeistern. Außerdem haben mir einige Ereignisse nicht wirklich gefallen. Man sollte meinen, durch dieses Buch könnten Betroffene Zuspruch finden, dass es okay ist, nicht okay zu sein. Zum Schluss klingt es eher nach dem Gegenteil. Unverständlich, weil die Autorin vermutlich im Großen und Ganzen Hoffnung schenken möchte!