"Weil wir träumten" von Antonia Michaelis (Johanna)

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐

Kurzmeinung: Ein Buch, das ich niemals vergessen werde.

Tief bewegend, zerreißend und doch traumhaft schön

Wie lange die 16-jährige Emma noch zu leben hat, ist aufgrund ihrer Herzkrankheit ungewiss. Sie hat erfolgreich dafür gekämpft, in dieser Zeit noch mit ihrer Urgroßmutter Elise nach Madagaskar zu reisen. Zunächst erscheint ihr die Insel paradiesisch schön mit seinen exotischen Tieren und Pflanzen und den bunt dekorierten Ferienhäusern. Doch bald lernt sie die ebenfalls 16-jährige Fy kennen, die mit ganz anderen Schwierigkeiten zurechtkommen muss, wie ihrer Versorgung und der ihrer kleinen Tochter und ihrer schweren Vergangenheit, in die wir auf sehr dicht erzählte Art tiefer eintauchen dürfen. Nach und nach entwickelt sich zwischen den Mädchen eine besondere Freundschaft und das wachsende Vertrauen bringt beide dazu, sich zu öffnen, zu erzählen und über sich hinauszuwachsen.

Ich war glücklich, mit Emma nach Madagaskar, einem der wohl interessantesten Orte überhaupt, reisen zu können und habe jede zauberhafte Beschreibung der Insel genossen. Was anfangs wie eine süße Freundschaftsgeschichte scheint, dreht sich mit der Zeit in ganz andere Richtungen und wird sehr viel ernster und zerrüttender als erwartet. Und das wird es, geistig bin ich über einen Weg mit unzähligen riesigen Schlaglöchern gerollt. So oft bin ich erstarrt, konnte nichts mehr denken, mich nicht bewegen, nur mit Fy, Emma und allen anderen leiden und leben. Immer wieder riss mir Antonia Michaelis den Boden unter den Füßen weg, aber auf ganz andere Art als es so oft zu lesen gibt, eine viel echtere. Ihre mit roten Blüten und Muscheln geschmückte Sandburg zerbröckelte vor meinen Augen und wurde von den Wellen davongeschwemmt. Gleichzeitig schafft die Autorin es, mit ihrem einzigartigen Schreibstil große Weisheiten einzustreuen, die ich mir alle aufbewahren muss. Ebenso markiert wurden Szenen, die mir richtig Gänsehaut beschert haben, vor Glück, Rührung oder Entsetzen, und das waren nicht wenige. Denn trotz allem ist diese Freundschaftsgeschichte so wundervoll, so tief und strahlend, weil sie den Problemen trotzt und diese die Mädchen nur noch mehr zusammenschweißen. Mit der Zeit können hautnah beobachten, wie sich ein starkes, authentisches Band bildet. Alle Charaktere sind für ganz Großes geschaffen, worin die Autorin sie auch aufblühen lässt. Mit nur 16 Jahren halten sie eine Menge auf den Beinen und sind dabei so liebens- und bewundernswert!

Eine ganz, ganz große Leseempfehlung an euch alle - ihr habt hier die Chance eine hervorragende, verdammt realistische Geschichte zu lesen, die ihr niemals vergessen werdet.